Was bedeuten die Blutwerte meines Pferdes? Wie ein Tierarzt das interpretiert

Valerie De Clerck
Published by

Valerie De Clerck

5 min
December 18, 2025
What Do My Horse’s Blood Values Mean? How a veterinarian interprets them

Eine umfangreiche Blutuntersuchung kann innere Ungleichgewichte oder Erkrankungen aufdecken, die von außen nicht sichtbar sind, aber einen großen Einfluss darauf haben, wie der Körper deines Pferdes Nährstoffe verwertet. Unten erklären wir die wichtigsten Blutparameter, die deine Tierärztin/dein Tierarzt untersucht, und was jeder Wert über die Gesundheit und das Gewicht deines Pferdes aussagen kann.

 

Blutparameter, die dein Tierarzt beurteilen wird, sind unter anderem

Vollständiges Blutbild (CBC):

Eine niedrige Anzahl roter Blutkörperchen (Blutarmut) bedeutet, dass weniger Sauerstoff zu den Muskeln transportiert wird, was Müdigkeit und eine schlechte Kondition verursacht. Eine hohe Anzahl weißer Blutkörperchen deutet auf eine Infektion oder Entzündung hin, wodurch Nährstoffe Wachstum und Regeneration entzogen werden. Chronische Entzündungen können allmählichen Gewichtsverlust verursachen, selbst wenn die Kalorienaufnahme ausreichend ist.

roter Blutkörperchen

 

Gesamteiweiß und Albumin:

Niedrige Werte weisen auf eine schlechte Eiweißaufnahme oder eine chronische Erkrankung hin. Das kann passieren, wenn die Darmwand geschädigt oder entzündet ist und Eiweiße sowie Albumin aus der Blutbahn austreten. Pferde mit chronischem Durchfall, Magengeschwüren oder Leberproblemen zeigen häufig niedrige Werte.

 

Globulin:

Hohe Werte können auf eine langanhaltende Entzündung oder Infektion hinweisen. Pferde mit hohen Globulinwerten verbrauchen oft mehr Energie, um Krankheiten zu bekämpfen, und verlieren Gewicht, obwohl sie gut fressen.

 

Leberenzyme (AST, GGT, SDH):

Erhöhte Werte deuten auf Leberstress oder -schädigung hin. Eine überlastete Leber kann Energie nicht gut speichern oder freigeben, wodurch dein Pferd mager und matt wird.

 

Nierenwerte (Harnstoff, Kreatinin):

Hohe Werte weisen auf eine verminderte Nierenfunktion oder Austrocknung hin. Chronische Nierenprobleme verursachen verminderten Appetit, Muskelabbau und ein stumpfes Fell. Dein Pferd kann mehr trinken und urinieren, aber trotzdem Gewicht verlieren.

 

Elektrolyte:

Ungleichgewichte können auf Austrocknung oder Organdysfunktion hinweisen. Ein langanhaltendes Ungleichgewicht vermindert die Verdauung und die Aufnahme von Nährstoffen. Ein Mangel an Natrium oder Chlorid kann dazu führen, dass ein Pferd müde wird und weniger Appetit hat.

 

Glukose und Insulin:

Glukose und Insulin regulieren das Energieniveau und die Nutzung von Energie. Abweichende Werte zeigen, dass der Körper das Futter nicht gut in nutzbare Energie umsetzt, und können auf metabolische oder endokrine Erkrankungen hinweisen, wie das Equine Metabolische Syndrom (EMS). Metabolische Erkrankungen können manchmal Gewichtsverlust maskieren, weil sie die Fettspeicherung verändern.

 

Adrenokortikotropes Hormon (ACTH):

Der ACTH-Spiegel gibt einen Hinweis auf die Aktivität der Hypophyse. Hohe Werte können darauf hinweisen, dass dein Pferd PPID (Cushing) hat. Symptome sind unter anderem Muskelverlust entlang der Oberlinie, ein langes oder lockiges Fell, vermehrtes Trinken und Urinieren sowie ein verzögerter Fellwechsel. Das kommt häufiger bei älteren Pferden vor, aber nicht ausschließlich (Barrelet & Ricketts, 2002; Charyberdiyev & Yoldashov, 2025).

 

Pferd mit PPID (Cushing)

 

Fazit

Eine Blutuntersuchung gibt einen tieferen Einblick in den Körper deines Pferdes und hilft deiner Tierärztin/deinem Tierarzt, verborgene Probleme aufzuspüren, die anhaltenden Gewichtsverlust oder eine schlechte Kondition erklären können. Ob das Problem nun in der Leber, den Nieren, dem Stoffwechsel oder in einem zugrunde liegenden Entzündungsprozess liegt – die Ergebnisse helfen dabei, die nächsten Schritte in Richtung Erholung festzulegen. Wenn die Blutwerte normal sind – oder gerade ein niedriger Eiweißgehalt, Leberabweichungen oder Anzeichen einer chronischen Entzündung zeigen – kann deine Tierärztin/dein Tierarzt eine Gastroskopie empfehlen, um Erkrankungen wie Magengeschwüre oder Darmerkrankungen zu bestätigen.

Sobald die zugrunde liegende Ursache festgestellt ist, verschiebt sich der Fokus auf Ernährung und Rationsmanagement. In unserem dazugehörigen Blogbeitrag kannst du mehr darüber lesen, wie du ein zu mageres Pferd am besten fütterst und wie du die Ration je nach spezifischer Ursache anpasst.

 

More articles