Sue-Dyson-Schmerzskala: Was ist das und wie funktioniert sie

Valérie De Clerck

Valérie De Clerck

Veterinarian

Last updated: 21/10/2025

Jeder Reiter kennt die Frustration mit einem Pferd, das unter dem Sattel angespannt, widersetzlich oder “unartig” wirkt. Aber was, wenn dieses Verhalten in Wirklichkeit ein Hilferuf ist?

Forschungen der orthopädischen Pferdespezialistin Dr. Sue Dyson haben gezeigt, dass viele Anzeichen, die wir oft als Trainings- oder Einstellungsprobleme abtun, in Wahrheit klare Hinweise auf Schmerzen sind. Um Besitzern, Reitern und Tierärzten zu helfen, diese Signale zu erkennen, entwickelte sie das Ridden Horse Pain Ethogram (RHpE), allgemein bekannt als die Sue-Dyson-Schmerzskala (Dyson, 2022).

Dieses Instrument bietet eine strukturierte Möglichkeit, subtile Verhaltensweisen zu erkennen, die darauf hindeuten, dass dein Pferd Unbehagen empfindet. So können wir Probleme im Zusammenhang mit muskuloskelettalen Schmerzen früher angehen und sowohl Wohlbefinden als auch Leistung verbessern (Dyson, 2022).

Bevor wir weitergehen, ist es wichtig, dass du mit deinem Tierarzt sprichst und medizinischen Rat einholst, wenn du glaubst, dass dein Pferd Schmerzen hat.

Wie die Sue-Dyson-Schmerzskala funktioniert

Die Sue-Dyson-Schmerzskala ist ein wissenschaftlich validiertes System, das 24 spezifische Verhaltensweisen identifiziert, die mit muskuloskelettalen Schmerzen bei Reitpferden zusammenhängen. Zeigt ein Pferd 8 oder mehr dieser 24 Merkmale, deutet das stark auf Schmerzen hin.

Dazu gehören Anzeichen wie:

1. Ohren nach hinten gedreht oder angelegt für fünf oder mehr Sekunden

2. Augenlider zwei bis fünf Sekunden lang geschlossen oder halb geschlossen

3. Kopf vor der Vertikalen > 30° für zehn oder mehr Sekunden

4. Zunge sichtbar, herausgestreckt oder heraushängend

5. Kopf hinter der Vertikalen > 10° für zehn oder mehr Sekunden

6. Maul geöffnet mit Zahnkontakttrennung für zehn Sekunden

7. Schweifschlagen

8. Kopf wiederholt schief gehalten

9. Gebiss wird zu einer Seite gezogen (links oder rechts)

10. Überstürzter Gang, unregelmäßiger Rhythmus im Trab oder Galopp oder wiederholte Tempowechsel im Trab oder Galopp

11. Wiederholte Kopfpositionsänderungen nicht im Rhythmus mit dem Trab

12. Wiederholtes Stolpern oder beidseitiges Nachziehen der Hinterhufe

13. Kopfposition ändert sich wiederholt, seitliches Hin- und Herbewegen

14. Gang zu langsam: kann trabähnlich wie Passage wirken

15. Plötzliche Richtungsänderung oder Erschrecken

16. Bocken oder nach hinten Ausschlagen (ein oder beide Hinterbeine)

17. Steigen (beide Vorderbeine vom Boden)

18. Hinterbeine folgen nicht den Spuren der Vorderbeine, sondern weichen nach links oder rechts ab

19. Galopp wiederholt im falschen Galopp (falscher Fuß) oder Wechsel vorne und/oder hinten

20. Spontane Gangartenwechsel

21. Schweif fest an die Mittellinie geklemmt oder zur Seite gehalten

22. Zögerliches Vorwärtsgehen oder spontanes Anhalten

23. Weiße Augenpartie wiederholt sichtbar

24. Intensiver Blick oder abwesender Ausdruck für fünf Sekunden oder länger

Die Skala funktioniert, indem diese Verhaltensweisen während des Reitens bewertet werden. Obwohl Tierärzte und geschulte Fachleute die Skala in klinischen Kontexten anwenden, können auch alltägliche Reiter profitieren.

Indem du die typischen Merkmale kennst, bist du besser in der Lage:

  • Zu erkennen, wann das Verhalten deines Pferdes nicht Einstellung, sondern Schmerz ist
  • Muster und Verhaltensänderungen für deinen Tierarzt zu dokumentieren
  • Für das Wohlbefinden und den Komfort deines Pferdes einzutreten

Fazit

Die Sue-Dyson-Schmerzskala ist ein Werkzeug, keine Diagnose. Pferde können ähnliche Verhaltensweisen aufgrund von schlechtem Sattel­pass, Reiter­ungleichgewicht oder mangelnder Fitness zeigen, daher ist der Kontext immer wichtig.

Wenn du Schmerzen vermutest, sollte der nächste Schritt eine gründliche Untersuchung durch deinen Tierarzt und andere Fachleute wie einen Physiotherapeuten sein.

Sobald Schmerzen festgestellt und behandelt wurden, lohnt es sich, nach Lösungen zu suchen, um langfristigen Komfort für dein Pferd zu sichern. Hilfsmittel wie Balance Pads, die tiefe Core-Muskeln stärken und so Stabilität und Koordination verbessern, können Teil eines ganzheitlichen Ansatzes sein.

Für weitere Informationen schau dir gerne unseren Blog über die Vorteile von Balance Pads und unseren Blog über deren Anwendung an, der auch einen 8-Wochen-Plan zur Verbesserung der Propriozeption enthält.

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